Eine kleine Geschichte

Aufgewachsen bin ich in der schönen Eifel, bis ich dann im Alter von 17 Jahren dem Ruf der Großstadt gefolgt bin.

Zum ersten Mal alleine wohnen, alleine um alles kümmern und eine solide Handwerksausbildung zum Elektroinstallateur.

Was zu Beginn noch eine Alternative zu meinem eigentlichen Berufswunsch war, entwickelte sich gegen Ende meiner Ausbildung zwar noch nicht zu einer Leidenschaft (entgegen offenbar vieler glücklicher Seelen auf LinkedIN), allerdings stieg das Freude-Level massiv an, als ich erkannt und erlebt habe, wie vielfältig das Gebiet der Elektro- und Kommunikationstechnik ist und dass ich tatsächlich in der Lage bin, Lösungen mit Kunden zu besprechen, zu planen und mit den eigenen Händen umzusetzen. Als junger Geselle war ich in meinem Betrieb schnell verantwortlich für die qualitative und quantitative Einhaltung der geplanten Baukosten und -ziele. Zunächst als kleiner Sidekick für meinen Bauleiter und bald schon ganz allein. 

Mit Schwerpunkt handelte es sich bei meinen Projekten um den Auf- und Umbau von größeren Objekten, wie z.B. private Büro- und Verwaltungsgebäude, öffentliche Einrichtungen oder auch Produktionsstätten und umfasste die Installation von allgemeiner Elektrotechnik, Netzwerktechnik, Alamierungs- und Brandmeldesystemen.

Ich war in dieser Zeit bereits stolzer junger Vater. 

Das veränderte so einiges und natürlich machte es auch etwas mit mir persönlich (die meisten werden diese Zeilen wohl gerade nicht lesen, ohne dabei etwas zu fühlen).

Mehr Wissen, mehr Möglichkeiten und mehr Lebensqualität für mich und meine Familie. Dieser Wunsch wuchs in mir heran und befeuerte meine Gedankenwelt. Ich bewarb mich kurzerhand um eine Weiterbildung (ja, tatsächlich musste ich die Verantwortlichen derzeit im persönlichen Gespräch überzeugen) und war schließlich der derzeit jüngste Studierende an der Fachschule für Technik. Natürlich in Abendform, denn der Rubel muss ja weiterrollen.

Für mein tägliches Schaffen legte ich allerdings auch viele Kilometer zurück, sodass ich mich für die erste wichtige Optimierung meiner privaten Lebenssituation schweren Herzens entschieden habe, meinen Arbeitgeber zu wechseln.

Das neue Unternehmen hatte viel zu bieten. Ich habe mich dort sehr schnell sehr wohl gefühlt. Die Mitarbeiter waren großartig, jeder auf seine eigene Art, in seiner Persönlichkeit sowie betrieblichen Rolle und Funktion. Das Engagement der Belegschaft war überdurchschnittlich hoch und mein persönlicher Horizont zu dem, was man schaffen kann, wurde regelmäßig erweitert (und ich hielt mich damals schon für ziemlich fleißig).

Es waren Mitarbeiter dabei, die einfach unfassbar gut sind, dabei aber weder arrogant noch überheblich wirken. Im Gegenteil – Wenn ich die Unternehmenskultur beschreiben würde, dann dass es stets wichtig ist, ganz bodenständig und selbstbewusst nicht zu versäumen, das gemeinsam Erreichte gegenseitig anzuerkennen und auch mal angemessen zu feiern.

Das alles hatte eine enorme Anziehungskraft und somit wollte auch ich zeigen, was ich drauf habe.

Der Leistungsbereich umfasste grob gesprochen das komplette Spektrum des Elektrotechnik Baugewerbes und der Kommunikationstechnik. Gerade letzterer Leistungsbereich war besonders stark und wirkte auf mich wie Amors Pfeil, denn hier wurden Mobilfunknetzwerke aufgebaut. Das hatte ich bis dato so noch nicht gesehen und erlebt. Hochgelegene Arbeitsplätze, der Aufbau von Antennenanlagen, mal an Masten, auf Hausdächern, an großen Funktürmen, sowie auch Inhouse-Versorgung z.B. in großen Einkaufszentren oder Tunnelanlagen. Und das alles bundesweit.

Als Techniker war ich entsprechend viel unterwegs. Das war in Kombination mit meiner Weiterbildung häufig eine zeitliche Herausforderung, jedoch wirkte sie auch wie ein Spezialtreibstoff für meine berufliche Reise. Achtzig Prozent der Lehrinhalte konnte ich umgehend im Betrieb testen und anwenden. Auf technischer Ebene unterstützte ich meine Kollegen bei speziellen Fehler- und Messdatenanalysen funktechnischer Anlagen, konfigurierte Systemtechnik, sorgte für reibungslose Inbetriebnahmen und wechselte bald in die Bauleitung, wo ich die Umsetzung unserer Baumaßnahmen von A-Z verantwortete. Die erlernten Projektmanagement- und BWL Kenntnisse machten es mir möglich, die unternehmerische Wertschöpfung und das Zusammenspiel der einzelnen Prozesse laufend zu optimieren. Nicht jede meiner Ideen war ein Gamechanger, selten wurde es auch mal wieder verworfen, weil es für unser Geschäftsmodell kein Gewinn war. Vieles aber konnten meine Kollegen und ich für uns verbessern und etablieren. Unsere Geschäftsführung legte immer viel Wert auf das selbständige Denken und Handeln der betrieblichen Akteure und gab uns viele Freiheiten. Es kam natürlich auch mal vor, dass wir in einer extra Schicht Dinge wieder zurechtgerückt haben, die wir zuvor mit einer Idee eher verschlimmbessert haben, um am Ende das gewünschte Ergebnis in qualitativer und quantitativer Erwartung unseres Kunden dennoch ordentlich und pünktlich zu übergeben. Das war eben genauso unsere Verantwortung und gewonnen haben in dem Fall erneut, nämlich wichtige Erkenntnisse.

Meine Erfahrungen im Mobilfunk-Baugeschäft wuchsen stetig und so übernahm ich schließlich die Verantwortung für den kompletten Leistungsbereich Mobilfunk. In diesem Bereich hatten wir diverse Kunden. Mein Fokus lag auf dem Kunden mit dem größten Auftragsvolumen (einer der größten Netzbetreiber in Deutschland). Ich kümmerte mich um die Auftragsabwicklung sämtlicher Projekte, das waren z.B. Neubauten, Umbauten, Optimierungsmaßnahmen, Nachrüstungen für mehr Arbeitssicherheit, Behebung von Mängeln und mehr. Dazu gab es auch diverse Sonderprojekte wie Tunnelversorgung, Wiederaufbau nach Brandschaden innerhalb 48 Stunden oder auch die Planung und Errichtung wichtiger Energie-Backup-Lösungen zur Ausfallsicherheit sensibler Standorte. Mit diesem vielfältigen und spannenden Leistungsportfolio erzielten wir jährlich einen ordentlichen siebenstelligen Umsatz.

Ganze vier Jahre war ich gefühlt nur zum Schlafen zu Hause, denn entweder war ich für das Unternehmen tätig oder saß in der Schule und habe frischen Input aufgesogen. Dabei gab es Momente, wo ich gedacht habe, dass es mir vielleicht alles zu viel ist.

Gleichzeitig war ich aber auch extrem neugierig und wissbegierig.

Ich liebte es einfach, mit den Menschen um mich herum zusammenzuarbeiten und mein Wissen über die technischen wie unternehmerischen Zusammenhänge und Aspekte immer mehr zu erweitern und zu vertiefen.

Das Zusammenspiel aus betrieblicher Erfahrung und Weiterbildung in Abendform ermöglichte mir zudem einen sehr guten Abschluss.

In dieser Zeit mehren sich auch meine Tagträume, wie es wohl wäre, selbstständig zu sein, vielleicht sogar mal ein eigenes Unternehmen aufzubauen und zu verantworten.

Ganz schön große Vorstellungen, dachte ich mir. Das bedeutet auf jeden Fall viel Arbeit, viel Verantwortung und auch Verzicht. Allerdings waren meine letzten Jahre unter diesen Aspekten ebenso anspruchsvoll.

Ich entschloss mich, zwei weitere Jahre diesen Fulltime-Modus zu fahren und noch eine Weiterbildung und entsprechende Vertiefung in BWL und Marketing durchzuziehen.

Hiermit nicht zu warten und ohne Lernpause direkt weiter zu machen war die beste Entscheidung, denn ich war immer noch Feuer und Flamme und an meine Tagesabläufe mit dieser “Mehrbelastung” ohnehin gewöhnt.

Diese Entwicklungsphase erwies sich letztlich auch als Petrischale für meine Existenzgründungs-Gedankenwelt.

Ziemlich alles, was mir dort vermittelt wurde, habe ich umgehend für mich und meine Ideen geprüft, angewendet und in einzelnen Fällen natürlich auch mal verworfen.

Ein Konzept zu entwerfen, durch zu kalkulieren und auch die Unternehmenskommunikation dafür zu planen, bereitet mir seither enorme Freude.

Nichts ist aber so aufregend und spannend, wie die tatsächliche Gründung und der Start der ersten eigenen Unternehmung.

Inzwischen war in meinem Leben jedoch eine ganze Menge los. Ich war nämlich zum einen Gitarrist in einer Rockband und zum anderen ereilte mich das Vaterglück ein zweites Mal. Das Ganze in Addition zu meinen anspruchsvollen Tätigkeiten in der Firma und dem angestrebten Abschluss stellte dann doch mein stets positives Gemüt auf eine harte Probe, denn es war in dieser Zeit sehr schwer für mich, mir einzugestehen, dass ich auf lange Sicht nicht alles gleichzeitig mit der erforderlichen Hingabe und entsprechend meinen eigenen Vorstellungen von “gut” bewerkstelligen kann.

Erneut stand ich nun an einem Punkt, an dem ich gespürt habe, dass entscheidende Veränderungen erforderlich werden und dass ich derjenige sein sollte, der diese Veränderung gestaltet, bevor es umgekehrt läuft und die Dinge ihren Lauf nehmen mit vermutlich negativen Konsequenzen für mich und meine Kinder.

Über mein Netzwerk erhielt ich ein Auftragsangebot aus der Mobilfunkbranche und es wirkte wie ein Brandbeschleuniger auf meinen brennenden Wunsch nach Selbstständigkeit.

Es sorgte allerdings auch für einige schlaflose Nächte. Ich rechnete gefühlt alles hundertmal durch, wägte alles mögliche an Pro und Contra ab. Die Rechnung ging auf, aber was blieb, war das Unbekannte, das Risiko. Bei meinem Arbeitgeber wusste ich, was ich habe und das war mit einigen Privilegien verbunden. Eine Frage sorgte jedoch für mehr Gänsehaut als alles andere. Eine Frage, die ich mir in Zukunft nicht stellen wollen würde, nämlich wie es wohl gewesen wäre, hätte ich den Mut gehabt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Schließlich fasste ich allen Mut zusammen, sprach mit meiner Familie, mit meiner Band (die auch meine Freunde sind), meinen Arbeitskollegen und natürlich mit meinem Chef.

Gemeinsam schlossen wir ein aufregendes und bereicherndes Kapitel ab. 

Ein neues Kapitel konnte und sollte nun starten – meine erste eigene Unternehmung.

Ungefähr siebentausend Euro Startkapital standen mir zur Verfügung, die ich über viele Jahre gespart und für schlechte Zeiten auf Seite gelegt hatte. Da ich kein Fahrzeug besaß (eines der o.g. Privilegien war der Firmenwagen), floss dieses Geld überwiegend in die Anschaffung eines KFZ. Es war für mich und mein Vorhaben sehr wichtig, mobil und maximal flexibel zu sein. Der Rest meiner Rücklage diente der Umsatzvorfinanzierung, denn ab sofort wurde erst abgeliefert, dann abgerechnet und dann sollte gem. Planung ca. 1 Monat später Geld auf mein Konto eingehen.

Als Einzelunternehmer startete ich sodann meine gewerbliche Tätigkeit in einem Engineering-Projekt im Bereich der Planung zur informationstechnischen Anbindung von 2G, 3G und 4G Mobilfunk-Basisstationen. 

Der Beginn war sehr spannend und das Tätigkeitsfeld für mich auch ganz neu, was allerdings fachlich kein Problem darstellte und ich relativ schnell für ordentliche Resultate sorgen konnte. Das war mir natürlich auch sehr wichtig, denn nun stand Kundenzufriedenheit ja nochmal ganz anders im Fokus als sie es sowieso schon immer tat. Welchen Grund sollte es für meinen Auftraggeber geben, dauerhaft mit mir zu arbeiten, wenn ich nicht mindestens auf gleichem Niveau abliefere, wie die anderen Experten? Über den Preis wollte ich mich jedenfalls nicht differenzieren. 

Ich war voll motiviert und entsprechend engagiert. Die erste eigene Rechnung hat sich schon richtig gut angefühlt, die tatsächliche Zahlung umso besser. Besonders, weil ich den Start unbedingt aus eigenen Mitteln schaffen wollte und diese auch bis auf einen absoluten Notbetrag zu diesem Zeitpunkt verbraucht waren. Die kommerzielle Abwicklung funktionierte, also durchatmen, alles gut – noch mehr Fokus auf Ergebnisse und Kundenzufriedenheit. 

Es kam mit der Zeit immer mehr Routine ins Ganze und die Ergebnisse waren sehr gut. Das Umfeld war super und ich lernte viele interessante, talentierte Menschen kennen. Ich erkannte zudem, dass der Bedarf an Fachkräften in meinem Beschäftigungsfeld sehr hoch war. Das war eine Chance, die ich optimal mit einer meiner Stärken verbinden konnte. Ich wusste nämlich sehr genau, welche Persönlichkeiten und fachlichen Fähigkeiten hierbei eine entscheidende Rolle spielen und so erweiterte ich das Leistungsangebot für meinen Kunden, akquirierte zusätzliche Projektaufträge, suchte nach passenden Personen und stellte somit schon bald meine ersten Mitarbeiter ein. Zum Ende meines ersten Geschäftsjahres war ich nicht mehr alleine unterwegs – wir waren jetzt ein kleines Team.